Unterricht während Corona - ein Einblick in den Alltag der Volksschule Kolsass

von VS Kolsass
06. Mai 2020
Unterricht während Corona

Anfang März hörte man schon Einiges in den Medien über den mittlerweile berühmt berüchtigten Virus „Corona“. Auch im Klassenzimmer war das Thema präsent, da die SchülerInnen viel von dem, was sie aufschnappten und hörten in den Unterricht mitbrachten. So wurde in der Ganztagesklasse „Giraffen“ der Beruf des Virologen interessant, denn für ihn ist die Krisenzeit eine sehr spannende. Ein neuer Virus, den es zu erforschen gilt. Zunächst haben die Kinder den Unterschied zwischen Bakterien und Viren herausgefunden und sich dadurch auch mit Einzellern beschäftigt. Wie groß ist so ein Einzeller? Reicht eine Lupe, um ihn zu sehen? Sofort dachten manche an ein Mikroskop und haben selbstverständlich ihr eigenes zu Hause wieder aus den Schränken geholt. 
 Dann ging alles plötzlich ganz schnell und die Schule wurde auf Notbetrieb und home schooling umgestellt. Die Lehrerinnen und Lehrer waren aufgefordert für die Kinder Arbeitspläne zu erstellen, deren Aufgaben sie zu Hause möglichst selbstständig durcharbeiten. Die Eltern waren gefordert den Kindern zu Hause den nötigen Rahmen für ein gutes Arbeiten zu ermöglichen. Für alle war es eine neue, ungewohnte Situation. Statt täglichem persönlichem Kontakt gab es nun regen E-Mailverkehr zwischen den SchülerInnen und deren LehrerInnen. Die Kinder berichteten was sie den ganzen Tag erlebten (und man kann Einiges zu Hause in den vier Wänden erleben) und wie es ihnen beim Arbeiten ging. Sie fotografierten ihre Lieblingsleseplätze im Haus, erzählten von Nähprojekten oder schickten besondere Hefteinträge, auf die sie stolz waren. 
 Parallel dazu wurde für jene Kinder, deren Eltern arbeiten gehen mussten, die Betreuung in der Schule weiterhin gewährleistet. Eine Handvoll Kinder wurde 
täglich in der Schule von LehrerInnen betreut. Hier war es ein besonderes Highlight, dass jeden Tag gemeinsam mit den Kindern das Mittagessen gekocht wurde. Das Angebot war so vielfältig, wie die Lehrerschaft. Von Pizza bis zum Apfelstrudel war alles dabei. 

Nach zwei Wochen intensiven Mailaustausch starteten alle LehrerInnen mit VideoUnterricht. Plötzlich war Technik nicht nur notwendig, sondern auch wirklich interessant. Wie funktioniert das Internet? Wieso sind da so viele Informationen drin? Wie funktioniert ein Laptop? Während dem Video-Unterricht war Anfangs natürlich das eigene Kinderzimmer und die Wohnung der Lehrerin interessant. Was man da im Hintergrund alles entdeckte… Der GruppenVideo-Unterricht war eine spannende Erfahrung für Groß und Klein. So wurde erzählt, was man erlebt und entdeckt hat. Es wurde viel gelacht, gesungen und so manch einer hat auch zu Hause getanzt. 
 Und selbstverständlich wurde fleißig zu Hause weiter geforscht, vor allem über die Tiere und Pflanzen, die man im Garten beobachten kann. Besonders die „gemeine Feuerwanze“ schien so gut wie überall zu Hause zu sein, aber auch Hummeln, Schmetterlinge, Marienkäfer und Maikäfer wurden von den Kindern unter die Lupe genommen. 
 Einige Kinder vermissten die Klassengemeinschaft sehr und deren Eltern ließen sich wunderbare Dinge einfallen, um sie dabei zu begleiten. So bastelte ein Kind eine große Blume (da gerade über Blumen geforscht wurde) mit allen Namen der Kinder und Lehrer darauf, ein anderes gestaltete für jeden Klassenkameraden ein Windlicht, die er immer anzünden konnte, wenn er an die Gemeinschaft dachte. 

 Der Notbetrieb war für jeden eine fordernde Zeit und so manch einer wurde dadurch an die Grenze der Belastbarkeit gebracht. Dennoch sind viele positive Dinge entstanden. Einige Eltern kamen ihren Kindern wieder näher und konnten ihr Vertrauen in das Kind stärken. Manche LehrerInnen haben gelernt, dass eine Note für`s Leben wohl doch nicht so wichtig ist, wie sie immer dachten und so manches Kind hat bemerkt, dass es die Verantwortung für sein 
Lernen in den eigenen Händen hält und wie viel Spannendes es zu Hause zu entdecken gibt. 
 Nun geht es Mitte Mai wieder offiziell los. Die Kinder starten mit Mund-Nasen-Schutz, verdünnt, in Gruppen abwechselnd im Schulgebäude mit dem Unterricht und es scheint, dass sich alle, sowohl Lehrer, als auch Kinder und deren Eltern, darauf freuen, wie auf den ersten Schultag.

Birgit Oberschmid